Das Thema »Erben« ist von großem Reiz für die Literatur. In ihm verbinden sich Ursprungserzählungen mit familiären Emotionen und Fantasien individueller Bereicherung, aber auch mit Versuchen, aus vorgegebenen Traditionen auszusteigen und auf das Ererbte zu verzichten. Die Faszinationskraft reicht von den Patriarchengeschichten der hebräischen Bibel über Shakespeares »König Lear« und Thomas Manns »Buddenbrooks« bis zu Serien wie »Downton Abbey« und »Succession«.
Die Literatur unserer Gegenwart ist mit einer Situation konfrontiert, in der Erbe und Erbschaften eine neuartige Dynamik gewonnen haben. Einerseits wird so viel Privatvermögen vererbt wie nie zuvor, andererseits steht das bürgerliche Erbrecht in der Kritik, da sich die Ordnungen von Ehe, Familie und Reproduktion zunehmend diversifizieren. Hinzu kommen die Verschiebung von Erbgütern ins Immaterielle, Virtuelle und Digitale sowie die Neubestimmung kollektiven Erbes im Zeichen von Globalisierung und »World Heritage«. Die Debatte um das Erbe betrifft also Fragen der sozialen Gerechtigkeit, des Generationen- und Geschlechterverhältnisses ebenso wie kulturpolitische und postkoloniale Perspektiven.
Die Literaturtage am 13.-14. Juni 2025, die das Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (ZfL) gemeinsam mit dem Literaturhaus Berlin und dem Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität veranstaltet, verstehen sich als Beitrag zu dieser Debatte.
In Lesungen und Gesprächen versuchen wir, mehr über das Erben, Vererben und Enterben innerhalb und außerhalb der Familie zu erfahren, über Tradition und Restitution, Nachlässe und Geheimnisse, Geld und Gene.
Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (ZfL) und dem Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität
Programm 13. Juni
14.45 Uhr Begrüßung und Einführung
15.00 Uhr Khuê Phạm, moderiert von Janika Gelinek
16.00 Uhr Kaffeepause
16.30 Uhr Lukas Bärfuss, moderiert von Stefan Willer
17.30 Uhr Kenah Cusanit, moderiert von Hanna Hamel
18.30 Uhr Pause
19.00 Uhr heir~~~loom. Performance von Emilia Schlosser